Interview mit Michael Schlaffen:
Der Bürgerfunk bleibt dran die wesentlichen Erkenntnisse und notwendigen Konsequenzen aus dem Symposium zu den Kölner Silvesternächten der Öffentlichkeit und den Stadtvätern & Müttern zu vermitteln mit der Forderung auch entsprechend zu handeln zum nächsten Silvester. Insbesondere die geplanten Festivitäten der Stadtspitze im Domumfeld müssen ganz anders und viel integrativer gestaltet werden als letztes Jahr. Das gebietet nicht nur der Anstand und Geist unserer weltoffenen Stadt, sondern ist sogar als Teil einer Deeskalationsstrategie zu sehen/verstehen, genährt von jahrelangen Erfahrungen von „Demo-Spezialisten“ Eine Weiterführung einer „Paranoiapolitik“ ist also rigoros abzulehnen.
Unter dem Motto „Zurück schauen. Nach vorne denken!“ fand am 21. September 2017 im Polizeipräsidium Köln eine öffentliche Veranstaltung statt. Auf Initiative des ehemaligen Polizeipräsidenten Jürgen Mathies stellte die AG Silvester dort ihre gewonnenen Erkenntnisse in Bezug auf die beiden Kölner Silvesternächte 2016/17 vor. Dabei galt es, u.A. folgende Fragen zu klären:
1. Welche Gründe hatte der hohe Zulauf von Flüchtlingen an Silvester nach Köln?
2. Wie ist die tatsächliche kulturelle Zugehörigkeit der kontrollierten Personen und Vernetzung?
3. Welche Konsequenzen zieht die Polizei auch an der Manöverkritik an ihrer eigenen Arbeit?
4. Welche Prognosen und Empfehlungen geben die Experten der Stadt Köln und Polizei in Bezug auf zukünftige Silvester im Umgang mit dem Phänomen?
In der Berichterstattung der großen Mainstreampresse kamen die Anregungen und Inhalte gerade der kritischen externen Experten leider zu kurz. Dies war u.A. dem Umstand geschuldet, dass sie als Dozenten mit ihren Impulsreferaten erst am späten Nachmittag auftraten und sie bei der Pressekonferenz am Mittag nicht geladen waren. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die aller meisten Medienvertreter bereits wieder verabschiedet. Die Headlines einiger Medien lösten bei den Teilnehmer/innen und Gästen und insbesondere bei Politikern deshalb auch Kritik aus, weil sie das Gefühl hatten auf einer ganz anderen Veranstaltung gewesen zu sein. Sehr ärgerlich, weil gerade den bundesweiten Medien rund um die Berichterstattung über die Silvesternächte eine ganz besondere Rolle zufiel. Dies insbesondere in Bezug auf eine anhaltende bundesweite, internationale, pauschale und einseitige kulturrassistische Verhetzung von Menschen aus den Maghreb-Staaten unter dem Begriff NAFRI. Auch der Vorwurf des „racial profillig“ bei den Polizeikontrollen war ein wichtiges Thema an diesem Nachmittag und der durchaus sehr selbstkritischen Analyse der Polizei als Initiatoren des Symposiums. Wenige positive löbliche Ausnahmen wie z.B. der Kölner Stadt-Anzeiger oder die Rheinische Post, hatten sich bereits in größeren Artikeln und Dokumentationen schon weit im Vorfeld dieser Veranstaltung mit der negativen Rückkopplung auf die ganze Kulturgruppe der Nordafrikaner aufgrund der bundesweiten und lokalen medialen Berichterstattung beschäftigt und eigene Recherchen auch in der Frage nach den Hintergründen zur Anreise der Flüchtlinge nach Köln betrieben.
Insgesamt war aber das bundesweite Medieninteresse an der Veranstaltung und nun vorliegenden empirischen Studie extrem gering. Hier bestätigte sich der Vorwurf, dass auch die mediale Berichterstattung als Verstärker für Ressentiments, kulturrassistische Vorurteile und Inhaltliche Reduzierungen massiv an der Zerstörung der Willkommenskultur und dem Erstarken rechtextremistischer Parteien beteiligt waren. Zu den gefragten und an dem Tag dozierenden Experten gehörte u.A. auch der Streetworker und Moderator der Sendung Franco Clemens, der nach der Veranstaltung den Gastgeber, einige Honoratioren, andere Experten und Gäste — reflektierend auf die Gesamtveranstaltung – in der Rolle des Bürgerfunkers deshalb selbst interviewte.
Insbesondere die Prognosen der Experten und Empfehlung für zukünftige Silvesterveranstaltungen sollte dabei Gehör bei der Stadtspitze finden, wie sie auch nochmal der Polizeipräsident als Erkenntnisgewinn am Ende nochmal zusammenfasste.
Das Symposium war insgesamt eine sehr gelungene Veranstaltung die viel Lob von den Gästen, Teilnehmer/innen und Experten bekam, nicht zueltzt auch deshalb weil die Polizei sich u.A auch sehr kritisch mit ihrer eigenen Arbeit auseinandergesetzt hat.
Besonderen Dank an Carsten Dübbers und dem Urgeist der Expertenbefragung dem ehm. Kölner Polizeipräsidenten Jürgen Matthies.
Geschrieben von Franko Clemens